Die Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen hängt von vielen
Faktoren ab, neben der Windhöffigkeit z.B. vom Verhältnis von Fremd-
und Eigenkapital, von den Zinskosten für das Fremdkapital, den
Gestehungskosten für die Anlage und den Betriebskosten im Einzelfall.
Im Windenergieerlass Baden-Württemberg wird dazu ausgeführt: “Für
Investoren gilt daher meist die Ertragsschwelle von 80% des
EEG-Referenzertrags als Mindestrichtwert zum Nachweis der
Wirtschaftlichkeit eines Windenergieprojektes”. Bei 60% des
Referenzertrages und weniger hängt die Rentabilität stark von den
genannten Faktoren ab und das eingesetzte Eigenkapital verzinst sich
in der Regel nicht.
Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz
Baden-Württemberg (LUBW) hat einen Energieatlas
veröffentlicht, in dem auch ermittelte Potenzialflächen für die
Windenergienutzung enthalten sind. Bei der Berechnung des sich
ergebenden möglichen Energieertrags wurde neben der
Windhöffigkeit in Anlehnung an den Windenergieerlass ein
umfangreicher Kriterienkatalog angewendet. Ein Blick auf die
ermittelten Potenzialflächen (abgerufen am 8.2.2016) für das
Obere Bregtal
zeigt, dass es im Bereich des Oberen Bregtals nur sehr wenige,
kleinteilige Flächen gibt, die unter die Rubriken "überwiegend
geeignet" bzw. "bzgl. Nutzung bedingt geeignet" fallen. Zudem lässt
deren Größe die Errichtung von nur einer bis maximal
zwei WKA zu.
Einen besonders großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit hat die Windgeschwindigkeit. Als wesentliche Datengrundlage für das Windpotential in Baden-Württemberg liegt seit 2011 der landesweite Windatlas des TÜV Süd vor. Der Windatlas beruht weitgehend auf Rechenmodellen, daher beinhalten seine Daten im Hinblick auf die tatsächlich herrschenden Windverhältnisse Unsicherheiten, die in dem Atlas mit ca. 10% angegeben werden. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die ermittelten jeweiligen mittleren Windgechwindigkeiten auf Nabenhöhe von 140 m bis auf wenige Ausnahmen um 12% - 25 % niedriger als die im Windatlas angegebenen Werte liegen. Da die erzielbare mittlere Leistung von der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit abhängt, bedeutet das: eine um 10% geringere Windgeschwindigkeit bewirkt bereits eine um 30 % niedrigere mittlere Leistung. Dementsprechend liegen die Erträge von Windkraftanlagen ebenfalls weit unter den Erwartungen. Es wird häufig weniger als 50% im Ausnahmefall 69% des jeweiligen Referenzwertes erreicht. 70% im Einzelfall scheint das Maximum im Schwarzwald zu markieren.
Um belastbare Prognosen für zu errichtende Anlagen zu
erstellen, ist eine Langzeitbetrachtung von in Betrieb befindlicher
Anlagen die sicherste Methode, da ein Vergleich aus langjährigen
Betriebswerten die Realität und die zu erwartenden Erträge mit hoher
Genauigkeit abbildet. Um konkrete Prognosen von den in Planung
stehenden Anlagen zu machen, wurden die Erträge von bekannten Anlagen
mit ähnlichen Standortbedingungen (Höhe und Hauptwindrichtung) in St.
Peter und Schonach herangezogen und auf die Nabenhöhe einer neuen
Anlage von 149 m hochgerechnet. Die gewählte WKA am Standort St. Peter
bei ca. 1011 m NN ist eine Enercon E 70 E4 mit einer Nennleistung 2,3
MW und einer Nabenhöhe von 113,5 m, die seit 01.09.2010 in Betrieb
ist. In den drei Betriebsjahren (2011 bis einschl. 2013) sind 8,47 MWh
also im Mittel pro Jahr 2.823 MWh erzeugt worden, woraus sich 1.227
Volllaststunden errechnen. Das entspricht einer langjährigen mittleren
Windgeschwindigkeit auf 113,5 m Nabenhöhe von 5,53 m/s.
Dieser Langzeitwert von 113,5 m auf die Nabenhöhe einer neuen Anlage
Enercon E 101 von 149 m hochgerechnet, ergibt dort eine
durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 5,77 m/s. Geht man in
gleicher Weise von einer WKA in Schonach als Referenzanlage aus
(Enercon E-70 E4, Nennleistung 2.050 kW, erbrachte Energie im
5-Jahresmittel 2.586 MWh pro Jahr) kommt man auf einen ähnlichen Wert
von 5,73 m/s, ein Unterschied von nur 0,7%.
Verwendet man als hochgerechnete Windgeschwindigkeit
5,75 m/s und nimmt eine Genauigkeit der Hochrechnung von 2% an, zeigt
sich, dass bei einem angenommenen Neubau am Standorten Rappeneck und
Linacher Rücken die Enercon E 101 mit 3050 kW und 149 m
Nabenhöhe etwa (5.716±120) MWh pro Jahr erzeugen wird.
Dies entspricht 1.873 Volllaststunden bzw. 59,2% des Referenzertrags
der E 101. Dieser Wert liegt deutlich unter der im Windenergieerlass
Baden-Württemberg empfohlenen Ertragsschwelle von 80 % des
EEG-Referenzertrags als Mindestrichtwert zum Nachweis der
Wirtschaftlichkeit. Ebenso sieht das DEWI (Deutsches
Windenergie-Institut) die Wirtschaftlichkeitsgrenze bei 20-jähriger
Betriebsdauer etwa bei 2.000 Volllaststunden (DEWI Magazin Nr. 22,
Febr. 2003).
Das ist kein Einzelfall:
"Je weiter südlich in Deutschland Rotoren stehen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht nur die Landschaft ruinieren, sondern auch die das Vermögen ihrer Investoren."