Man muss sich schon fragen, was die großen Naturschutzverbände BUND und NABU umtreibt. Anstatt sich vehement gegen jegliche Energieerzeugung aus unseren Landschaften auszusprechen, bereiten sie den Boden für ein zweifelhaftes System der Gleichsetzung von Windindustrieanlagen mit Umweltschutz, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann immer wieder argumentiert. Es soll auf Studien verwiesen werden, die den Artenschutz und damit den Umweltschutz durch Windkraftanlagen in Frage stellen.
Zum einen ist eine Studie über das Balzverhalten von Waldschnepfen zu nennen, die zu dem Ergebnis kommt, dass in der Umgebung des Windparks Simmersfeld im Nordschwarzwald die Balzflüge um 90 % zurückgegangen sind. Für Ornithologen ein untrüglicher Hinweis auf die Populationsdichte. Dies lässt sich durch Beobachtungen vor, während und nach der Erstellung der Anlagen direkt auf die Maschinen zurückführen (vgl. Ulrich Dorka et al: Windkraft über Wald - kritisch für die Waldschnepfenbalz?, in: Naturschutz und Landschaftsplanung 46/3 2014, S. 069-078).
Eine Studie im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, vom Michael-Otto-Institut im NABU 2006 erstellt, wertete 107 Studien aus Deutschland über Totschlagopfer an Windkraftanlagen aus und kommt zu dem Ergebnis, dass im Mittel 6,9 Opfer pro Windkraftanlage und Jahr zu verzeichnen sind (vgl. Hermann Hötker: Auswirkungen des «Repowering» von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse. Michael-Otto-Institut im NABU. Untersuchung im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Bergenhusen 2006).
Eine weitere Studie, die im Informationsblatt Niedersachsen 3/2009 veröffentlicht wurde, erwähnt, dass in Feldversuchen bei ausgelegten «Opfern» und gezielter Suche maximal 20 % gefunden wurden, und dies ohne Schwund durch Aasfresser (vgl. Krüger T. u. J. Wübbenhorst (Hg.): Ökologie, Gefährdung und Schutz des Rotmilans Milvus milvus in Europa - Internationales Artenschutzsymposium Rotmilan. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 29, Nr. 3, 2009).
Führt man die Aussagen der Studien zusammen, dann kann das für die heute existierenden 25.000 Windkraftanlagen in Deutschland eine Totschlagrate von 852.500 Vögel pro Jahr bedeuten. Dass es hierbei schon heute zu Beeinträchtigungen der Bestandsentwicklung beim Rotmilan führt, zeigt ein Bericht in der Zeitschrift «Der Falke» 5 /2014 von Torsten Langgemach, dem Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg. Wenn man nun die von der Politik geäußerte Absicht zugrunde legt, für eine Stromerzeugung aus 100 % Erneuerbaren Energien bis 2050 in Deutschland 200.000 bis 250.000 Windindustrieanlagen aufstellen zu wollen, dann kann pro Jahr mit 8 Millionen getöteten Vögeln gerechnet werden.
Noch brisanter ist die Erkenntnis des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung zu sehen, die aus den ermittelten Totfundzahlen von Fledermäusen auf 300.000 Opfer pro Jahr schließt (vgl. http://www.izw-berlin.de/pressemitteilung/das-haut-die-staerkste-fle-dermaus-um.html). Wie jedoch das Land Brandenburg aus den Zahlen der Totfundliste schließt, ist daraus keine zuverlässige Aussage über die tatsächlichen Verluste ableitbar. Wenn indes nur 10 % der getöteten Fledermäuse gefunden werden, kann das bedeuten, dass schon heute in Deutschland drei Millionen Fledermäuse getötet werden. Bei einem Ausbau der Energiewende mit Windkraftanlagen bis 2050 könnten dies 30 Millionen getötete Fledermäuse pro Jahr in Deutschland sein.
Die Absurdität der Stromerzeugung aus Wind wird offensichtlich, wenn die Maschinen bei jedem auftretenden Naturereignis, das zur Gefährdung der Avifauna führen kann, wie Nahrungsflüge, Balz und Wanderungen, abgestellt werden sollen. Einerseits ist jede erzeugte und verkaufte Kilowattstunde für die Wirtschaft eines Landes zu begrüßen, andererseits baut man auf eine Infrastruktur, die losgelöst von dem Bedarf und den Bedürfnissen in den industriellen Ballungszentren den Naturereignissen Wind und Vogelzug ausgeliefert ist. Eine Koalition, wie sie heute in der Energiebranche mit den Naturschutzverbänden üblich ist, kann auf Dauer im Natur- und Umweltschutz nicht zielführend sein. Dies zeigt der ungebremste Ausbau der Windenergienutzung bei gleichzeitigem Anstieg des Forschungsbedarfs.
Ergänzend ein Zitat aus Wolf Hockenjos: "Umleitung. Wie
lernfähig sind Auerhühner in den Zeiten der Energiewende?",
Schwäbische Heimat 2015/1, zum Auerhuhnschutz und Windkraft:
... Zur Hälfte von Brüssel gefördert, sollte auch der Auerhuhnschutz
davon profitieren, nicht zuletzt durch Finanzierung eines Pflege-und
Entwicklungsplans (PEPL) für die FFH-Gebiete rund um das obere Elztal
wie vor allem für das EU-Vogelschutzgebiet Rohrhardsberg. Es sage
niemand, die Kommunen, der Landkreis und die Bevölkerung der Region
hätten kein Herz gezeigt für ihren «Charaktervogel».
Dennoch droht es jetzt eng zu werden für die Vögel - spätestens seit
2011, seit Fukushima und dem Regierungswechsel in Stuttgart:
Angesichts der so überaus ehrgeizigen grün-roten Zielvorstellungen für
den Ausbau der Windenergie, auch angesichts der Verlockungen der
Pachterlöse für die Grundeigentümer und des politischen Drucks auf die
Kommunen wie auf den öffentlichen Wald sind weitere Einschränkungen
des aktuell noch besiedelten wie des potenziellen Lebensraums der
großen scheuen Vögel vorprogrammiert: Kaum einer der das obere Elztal
einrahmenden Berge, der neuerdings nicht in den Blickpunkt der
Windmüller gerückt worden wäre. In einem weiträumigen Höhengebiet, das
bislang eine überlebenswichtige Brückenkopffunktion innehatte, ist
dies fraglos ein für den Fortbestand der Auerhuhnpopulation höchst
bedrohliches Szenario. ...